Bei Industriebauten, insbesondere bei Hallen und Büros, kommt es weniger auf Individualität, sondern mehr auf Wirtschaftlichkeit an. Deshalb sind modulares Bauen und Systembau hier weit verbreitet. Einzelne, industriell vorgefertigte, typisierte Raumzellen lassen sich schnell zum Bürogebäude zusammenfügen; standardisierte Hallen wachsen mit dem Unternehmen mit, da weitere Module leicht angefügt werden können. Bei Bedarf lassen sich die einzelnen Elemente auch abbauen, um an einer neuen Stelle schnell wieder errichtet zu werden.
Was in der Industrie einen Wettbewerbsvorteile darstellt, ist im Eigenheimbau gar nicht gefragt: Mobilität ist schlichtweg unsinnig, Raumzellen möchte kaum jemand bewohnen und vorgestanzte Module aufzubauen kann man sich ebenfalls schlecht vorstellen. Anders verhält es sich mit den übrigen Vorteilen des Fertigbaus: Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit.
Ein Fertigteilhaus wird nach bestimmten Rastermaßen komplett im Werk hergestellt und auf der Baustelle innerhalb kurzer Zeit montiert. Mit dem Begriff Fertigbau ist hier also gemeint, dass alle wesentlichen Teile des Hauses vorgefertigt werden. Deshalb wird er oft nur auf Fertigteilhäuser bezogen. Doch er kann auch für massive Bauten gelten. Heute werden ganze Wände beispielsweise aus Poroton oder Beton vorgefertigt und auf der Baustellen nur noch per Kran montiert. Der Unterschied zwischen Fertighaus und Massivhaus liegt daher eher im Material sowie im ein- oder mehrschaligen Aufbau der Wände, nicht in der Fertigungsstufe. Endgültig fertig sind beide Hausarten nach der Montage ohnehin nicht, denn der Innenausbau fehlt noch. Fertighausanbieter liefern meist ab OK (Oberkante) Kellerdecke oder Bodenplatte, für die Fundamente ist der Bauherr verantwortlich.
Am Markt wird der Begriff Fertigbau bisweilen missverständlich verwendet – er bedeutet keineswegs, dass ein Haus fix und fertig übergeben wird, der Käufer also nur noch einzuziehen braucht. Entscheidend ist, was im Werkvertrag vereinbart wurde. Es hat sich seltsamerweise eingebürgert, ein Haus auch dann als fertig zu bezeichnen, wenn die Maler- und Teppicharbeiten noch fehlen.
Individualität und Fertigbau
Vorfertigung von Decken und Wänden, egal ob als Holzständerwerk oder als Mauerwerk, setzt immer Typisierung voraus, weshalb am Markt überwiegend Typenhäuser angeboten werden. Die meisten Hersteller gestatten aber so viele Abwandlungen, dass dies meist nicht wahrgenommen wird. Den Gegensatz zum Typenhaus im Fertigbau bildet das vollständig individuell geplante Architektenhaus. Ihm gegenüber haben vorgeplante und vorgefertigte Einfamilienhäuser einen Kostenvorteil.
Typenhäuser werden in nahezu jeder Preisgruppe angeboten; die riesige Auswahl an Grundrissen und Baustilen führt kaum noch dazu, dass man den Fertigbau mit Häusern von der Stange verbindet. Behausungen in Fertigbauweise, gleichgültig ob Fertigteil- oder Massivhaus, sind somit zwar nicht einmalig und unvergleichlich, aber dennoch hinreichend individuell.