Das Ausbauhaus – gelegentlich auch Mitbauhaus genannt – ist generell ein Fertighaus, dessen Innenausbau der Bauherr ganz oder teilweise selbst vornimmt. Das hat große Vorteile bei der Baufinanzierung, denn die selbst geleistete Arbeit wird dem Eigenkapital zugeschlagen (“Muskelhypothek”). Soweit ist die Sache verständlich – es sei denn, jemand verwechselt Bausatzhäuser mit Ausbauhäusern. Aber welche Leistungen müssen denn nun bei einem Ausbauhaus “vorschriftsmäßig” vom Hersteller erbracht werden? Es gibt in dieser Hinsicht keine Vorschriften. Der Fertighausanbieter hat also einen “Gestaltungsrahmen”, was er unter einem Ausbauhaus versteht und vertraglich zusichert.
Grundsätzlich muß ein Ausbauhaus kein Einzelobjekt sein und auch der Baustil ist so individuell, wie der beim Fertighaus. Doppelhaus, Reihenhaus, Villa, Landhaus – alles ist möglich. Aber: Je größer und aufwändiger, je intensiver die Eigenleistung und je länger die Ausbauphase. Das müssen vor allem Bauherren berücksichtigen, die ein Ferienhaus in dieser Bauform errichten wollen.
Nur die Haushülle beim Ausbauhaus
Der Bauherr kann davon ausgehen, dass ein Ausbauhaus diese Leistungen umfassen sollte: Auf die vorhandene Kellerdecke wird ein komplettes Haus aufmontiert, das logischerweise aus allen Wänden, einem eingedeckten Dach, der fertiggestellten Dachuntersicht und einem Schornstein besteht. Natürlich müssen die Außenwände wärmegedämmt sein, die Fassade muß fertig verputzt oder verkleidet sein. Ferner gehören zum üblichen Lieferbestandteil die fertig einmontierten Fenster samt Rolladen oder Schlagläden, die Haustür mit Schließanlage und die Türe zur Terrasse, meistens eine Hebe-Schiebetüranlage. Üblicherweise sind die Leerrohre für die elektrischen Leitungen angelegt, die Rohre für Wasser-, Abwasser- und Gasanschlüsse bereits vormontiert. Der Bauherr erhält also ein regendichtes und wärmegedämmtes Niedrigenergiehaus, dessen Innenausbau er nun witterungsunabhängig Schritt für Schritt vornehmen kann – sogar im stärksten Winter, sofern er eine Heizungsanlage anschließt oder anschließen läßt.
Hat er sich – und das ist zu 98 % ja der Fall – für ein anderthalb- oder zweigeschossiges Haus entschieden, dann gehört üblicherweis zum Lieferumfang eines Ausbauhauses auch eine Treppe in das obere Geschoß sowie logischerweise eine begehbare Geschoßdecke. Ist ein Balkon vorgesehen, so muß dieser natürlich ein Geländer aufweisen und einen Wasserabfluß.
Das Ausbauhaus mit Ausbaustufen
Alle Fertighausanbieter liefern Ausbauhäuser. Umgekehrt liefern die Spezialisten für das Ausbauhaus natürlich auch “fertige Fertighäuser”. Unterschiedlich sind die Ausbaustufen, in denen die meisten Ausbauhäuser angeboten werden. Da gibt es beispielsweise Ausbaustufen, die die Verlegung der Fußbodenheizung oder die Einbringung des Estrichs und den Einbau der kompletten Heizungsanlage beinhalten. Andere Ausbaustufen betreffen die sanitäre oder die Elektro-Installation oder die Wärmedämmung des Daches.
Ein Sonderfall ist der nachträgliche Anbau etwa eines Wintergartens. Auch das kann der Bauherr in Eigenleistung bewältigen, aber eine solche Variante sollte vorher schon konstruktiv eingeplant sein.
Die Ausbaupakete
Für den weiteren Ausbau bieten alle Hersteller sog. Ausbaupakete an. Für den Bauherren haben diese Ausbaupakete große Vorteile. Er erhält und bezahlt nur das, was er für den jeweiligen Ausbauabschnitt wirklich braucht. Es liegen also nicht hinterher drei Kubikmeter Dämm-Material herum, weil sich der Bauherr verrechnet hat. Außerdem liefert ihm der Ausbauhersteller nur solche Komponenten, die bei der Weiterverarbeitung aufeinander abgestimmt sind. Zum Lieferumfang eines Ausbaupaketes gehört natürlich auch ein Handbuch oder eine Arbeitsanleitung, wie die angelieferten Materialien zu verarbeiten sind sowie ein Lieferschein, in dem die gelieferten Gegenstände und Materialien aufgeführt sind. Der Bauherr tut gut daran, ein solches Paket auf Vollzähligkeit zu überprüfen, ehe er pauschal den Lieferschein unterschreibt.
Nicht zuviel zutrauen beim Ausbauen des Hauses
Die seriösen Hersteller haben alle eine Service-Hotline eingerichtet, über die der “Ausbauer” Rat einholen kann, wenn er nicht mehr weiter weiß. Freilich sollte sich der Bauherr, auch wenn er über sachkundige Helfer verfügt, nicht zuviel zutrauen. Das Löten oder Verpressen eines Kupferrohres verlangt solides fachhandwerkliches Können. Auch ein Estrich oder die Trittschalldämmung einer Geschoßdecke müssen sorgfältig und fachgerecht ausgeführt werden. Denn wenn es an einem Ausbauhaus zu Schäden kommt, sind diese fast ausschließlich auf mangelhafte Eigenleistung zurückzuführen. Sollte der Bauherr feststellen, daß ihn bestimmte Ausbaustufen handwerklich überfordern, kann er auf den Montageservice zurückgreifen, den viele Hersteller anbieten.