Ein Abriss kam für Bettina Schempp nicht in Frage, als sie das Anwesen ihrer Eltern im Jahr 2006 übernahm. Das landestypische Bauernhaus in der 1.800-Seelen-Gemeinde Holzmaden stammt aus den 1920er Jahren. Doch auch Energieeffizienz, Ökologie und Wohnqualität waren von gestern. „Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit“, berichtet Bettina Schempp, „in unserem Haus war es immer kalt – vor allem im Treppenhaus. Wir sind mit dieser Kälte aufgewachsen, doch mit moderner Wohnqualität hat das heute natürlich nichts mehr zu tun.“ Für das Anwesen war deshalb ein intelligentes ökologisches Konzept gefragt. Die Besitzerin setzte auf Energieeffizienz und modernste Technik, beispielsweise eine Holzpelletheizung.
Die Sanierung: traditionelle Optik und modernes Wohnen im Einklang
Die alte Bausubstanz musste energetisch saniert werden, Struktur und Optik des Hauses sollten dabei jedoch erhalten bleiben. Die Ursprünglichkeit des Bauernhauses mit seinem charakteristischen Scheunenanbau zu bewahren, war auch eine Herausforderung für den Architekten Karl Miller. Mit dem Umbau entstanden im Haus zwei KfW60-Wohnungen, die den Niedrigenergiehaus-Standard erfüllen. Die Scheune wurde im Zuge der Sanierung zwar abgerissen, ihre Optik konnte jedoch nachgebildet werden: An gleicher Stelle wurden zwei neue Reihenhäuser mit Holzfassaden errichtet. Die beiden reinen Passivhäuser sind auf der Südseite mit raumhohen, dreifach verglasten Fenstern ausgestattet und werden durch eine Lüftungsanlage mit frischer, erwärmter Luft versorgt. Hierfür ließ Bettina Schempp einen Erdwärmetauscher in 80 Metern Tiefe installieren. Außerdem wurden ein Rohrsystem, das die Frischluft in die Räume transportiert, und ein Gegenstrom-Erdwärmetauscher eingebaut.
Mit der Holzpelletheizung umweltfreundlich und effizient heizen
Das Heizsystem wählte Bettina Schempp nach ökologischen Gesichtspunkten. Für sie war es entscheidend, einerseits fossile Energieträger einzusparen und andererseits energieeffizient zu heizen. Energielieferanten wie Erdöl oder Erdgas schloss sie deshalb von vorneherein aus. Auch Architekt Karl Miller plädierte zum Beheizen für einen nachwachsenden Rohstoff wie Holz. Installiert wurde eine Holzpelletheizung, die durch die Verbrennung von gepressten Säge- oder Hobelspänen umweltfreundliche Energie liefert. Der Pelletheizkessel verfügt über eine Nennleistung von bis zu 15 Kilowatt, die Brennstoffzufuhr regelt das Heizsystem automatisch. Durch den hohen Wirkungsgrad des Heizkessels geht bei der Verbrennung der Holzpellets kaum Energie verloren. Moderne Brennwerttechnik ermöglicht es außerdem, die im Abgas enthaltene Wärme zusätzlich zu nutzen. Damit lassen sich die vier Wohneinheiten auf dem Anwesen besonders effizient beheizen.
Während der Sommermonate springt die Holzpelletheizung aber nur im Bedarfsfall an: Die 16 Quadratmeter große Solaranlage auf dem Dach der Reihenhäuser liefert an sonnigen Tagen genügend Energie, um Brauchwasser und Wasser zum Heizen zu erwärmen.
Heizungsanlage und Holzpellets finden Platz auf 16 Quadratmetern
Das gesamte Heizsystem fand seinen Platz auf 16 Quadratmetern im Keller des Bauernhauses. Neben dem Pelletkessel ist dort ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 1.000 Litern untergebracht. Im gleichen Raum werden außerdem die Pellets gelagert. Der Gewebetank ist zwei Mal zwei Meter groß. Von ihm aus wird der Brennstoff über eine Förderschnecke zum Brenner transportiert. Wie viele Pellets für den optimalen Betrieb benötigt werden, erkennt und dosiert das Heizsystem dabei von selbst.
Einmal jährlich muss aufgefüllt werden. Ein Schüttgut-Lastkraftwagen liefert die kleinen Holzpresslinge, die über einen Schlauch mit Luft in den Lagerraum eingeblasen werden. „Der Verbrauch pro Heizperiode liegt bei circa vier Tonnen Pellets für insgesamt 500 Quadratmeter Wohnfläche”, erklärt Bettina Schempp. „Momentan bedeutet das jährliche Brennstoffkosten von nur knapp 900 Euro – für alle vier Wohnungen.” Dem stehen Anschaffungskosten von 17.000 Euro für die gesamte Anlage inklusive Gewebetank und Zubehör entgegen. Eine Investition, die sich langfristig auszahlt.